Von der Masse zur Klasse
Doch dieses südfranzösische Gebiet ist viel zu groß, um nur einen Wein zu beherbergen – alle deutschen Regionen passen zweieinhalb Mal in die Fläche, die sich am Mittelmeer entlang im weiten Bogen von Nîmes bis zur spanischen Grenze schwingt. Noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Languedoc-Roussillon als eine Domaine der Massenweine angesehen – große Menge ja, aber Qualität suchten die Weingenießer immer noch eher im Bordeaux oder Burgund. Das hat sich sehr gründlich geändert: In der weitläufigen Region befinden sich viele kleine und große Appellationen, die sich einen großartigen Ruf erarbeitet haben.
International geachtet: Fitou, Corbières und Minervois
Die Bewohner von Narbonne leben glücklich im hochrespektierten Gebiet Corbières, das neben den Rotweinspezialitäten auch einige beachtliche Weißweine aus den Sorten Grenache Blanc, Roussanne, Marsanne und Vermentino zu bieten hat. Nördlich des Corbières liegt das Minervois, eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs: Schon 125 v.Chr. betrieben die Römer hier Weinbau. Im Zentrum liegt die sehenswerte Stadt Minerve, eine ehemalige Katharer-Hochburg. Im Süden schließt sich das Fitou an, das 1948 als erste in der Region den AOC-Status erhielt und in internationalen Bewertungen mehr als einmal das Attribut „überwältigend“ erhielt.
Von Schwemmland bis Schiefer: Ein Winzerparadies
Engagierte Winzer sind im Languedoc-Roussillon gesegnet mit einer Vielfalt an Bodentypen: Schiefer, Sandstein, Kalkstein, Mergel, Schwemmland und der harte, felsige Boden der Pyrenäen-Vorgebirge bieten unerschöpfliche Möglichkeiten. Auch ein spannender Süßwein ist hier zuhause: Vin Doux Naturel (übersetzt: Natürlicher Süßwein). Nun so ganz natürlich entsteht diese Spezialität aus dem Roussillon nicht. Der Arzt Arnaldus de Villanova (1240-1311) stellte nach Experimenten fest, dass bei Wein nach Zugabe von Weingeist die Gärung stoppt, also der Zucker erhalten bleibt und das Getränk viel länger hält – und sehr gut schmeckt!