Apulien

Der langgezogene Absatz des italienischen Stiefels wird gemeinsam mit Sizilien oft der „Weinkeller Italiens“ genannt, denn allein in Apulien stehen mehr als 100.000 Hektar unter Weinreben. Die Sorten Primitivo und Negroamaro sind die neuen Stars aus Süditalien, denn ihr Geschmacksbild nach Pflaumen, dunkler Kirsche und Zedernholz, dazu die weiche Würze und Fülle mit ganz zarter Säure und kaum Gerbstoffen (die einem sonst die Zunge pelzig machen) entzückt die Weingenießer in ganz Europa.

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Optimal für Wein: Der Ort des ewigen Frühlings

Beide Reben eignen sich auch vorzüglich zur Reifung im Barrique, dem kleinen 225 Liter fassenden Eichenholzfass. Dann entwickeln die Weine zusätzlich Noten nach Vanille oder Karamell – dem kann man sich kaum entziehen. Der Weinbau in Apulien profitiert einerseits vom heißen Wetter mit wenig Niederschlägen, das die Trauben in der Regel voll ausreifen lässt; der lateinische Dichter Horaz (65-8 v. Chr.) fand für das Klima Apuliens einmal die schönen Worte, es sei der Ort des „ewigen Frühlings“. Andererseits ist die Nähe des Meeres von großer Bedeutung: Sie führt zu großen Unterschieden zwischen Tag- und Nachtemperaturen, was für die Aromenentwicklung der Trauben optimal ist. Besonders bevorzugt ist hier die Region Salento, die zugleich die Nähe des adriatischen und Ionischen Meeres genießt.

Der König liebte es achteckig

Die wichtigsten Unterzonen mit DOC-Status heißen Primitivo di Manduria, Salice Salentino und Castel del Monte. Letzteres Gebiet ist nicht nur für seine vorzüglichen Weine berühmt, sondern für eine architektonische Besonderheit: Die gleichnamige Burg ‚Castel del Monte‘ hat einen achteckigen Grundriss und an jeder Ecke einen achteckigen Turm. Der Stauferkaiser Friedrich II (1194-1250) ließ die Burg in der Nähe von Bari erbauen, denn er war ab 1198 der König von Sizilien und wohnte 28 Jahre lang in dieser sonnenverwöhnten Region.

Einheimische Rebsorten sind der größte Schatz

Doch nicht nur auf Nordeuropäer entwickelte Apulien eine magische Anziehungskraft, wie zahlreiche Fundstücke beweisen: Aus dem Mittelmeerraum kamen Araber, Byzantiner, Griechen und Phönizier – von den letzten beiden ist bekannt, dass sie schon vor 3000 Jahren Weinanbau in Apulien betrieben. Es entwickelte sich über die Zeit ein Schatz an autochthonen (=einheimischen) Rebsorten. Neben den inzwischen weltweit geschätzten Primitivo und Negroamaro sind bei den roten Reben Aglianico, Bombino Nero, Malvasia Nera di Lecce und Nero di Troia zu nennen. Wichtige weiße Reben sind Bombino Bianco, Falanghina, Fiano und Greco di Tufo.